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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Norbert Hirneisen ,  Ludger Wirooks

Setina irrorella  (Linnaeus, 1758)

Steckbrief Kurzfassung

Autor: Ludger Wirooks

Dieser hübsche Flechtenbär kommt in manchen Gegenden noch recht häufig auf Trockenrasen vor. Seine Falter sind ebenso wie die des selteneren Felshalden-Flechtenbärchen (Setina roscida) gelb gefärbt mit kleinen schwarzen Flecken auf den Flügeln. Auch die vornehmlich an Steinflechten lebenden Raupen beider Arten zeigen eine schwarz-gelbe Zeichnung.

Kurzporträt

Autor: Ludger Wirooks

Dieser hübsche Flechtenbär kommt in manchen Gegenden noch recht häufig auf Trockenrasen vor. Seine Falter sind ebenso wie die des selteneren Felshalden-Flechtenbärchen (Setina roscida) gelb gefärbt mit kleinen schwarzen Flecken auf den Flügeln. Auch die vornehmlich an Steinflechten lebenden Raupen beider Arten zeigen eine schwarz-gelbe Zeichnung.

Gesamtverbreitung

Autor: Norbert Hirneisen

Gesamtes Nord- und Mitteleuropa einschließlich Teilen von Irland und Großbritannien, im Südwesten bis Südfrankreich, im mittleren und östlichen Balkan. Im Osten durch Sibirien bis Kamtschatka (DE FREINA & WITT 1987, siehe dort auch Karte 51).

Vertikalverbreitung

Autor: Norbert Hirneisen

Nach DE FREINA & WITT (1987) in den Alpen noch bis 3500 m. In Baden-Württemberg von 100 m bis 770 m nachgewiesen

Larvalhabitat

Autor: Norbert Hirneisen

Die Raupen von S. irrorella können an den geeigneten Habitaten leicht beobachtet werden, da sie auch tagsüber aktiv sind. Genauere Beobachtungen, die sich auch mit eigenen Beobachtungen decken, meldet STEINER (in litt.) von dem Habitat, das auch vom Autor intensiv untersucht wurde. Es handelt sich hierbei um den Kochhartgraben, 1-1,5 km westlich von Ammerbuch-Reusten bei Tübingen. Das Untersuchungsgebiet liegt auf der nördlichen Seite des Kochhartgrabens und besteht aus südexponierten, z.T. sehr steil abfallenden Felshängen des Oberen Muschelkalks. An der oberen Hangkante befindet sich dichtes Schlehengebüsch (Prunus spinosa), einzelne Krüppelschlehen stehen überall im Hang. Nach SEBALD (in BAEHR 1986) handelt es sich um ein trockenes Gentiano-Koelerietum (Trockene Gamander-Fiederzwenkenweide). Auf den Flächen um das Tal finden sich fast ausschließlich Äcker.
A. STEINER beobachtete die Raupen u.a. am 23.3.1987 von 14-15 h bei bedecktem Himmel, kühler Witterung und schwachem bis stark böigem Wind aus West.
"Raupen von 5-12 mm Länge. Die Anzahl ist schwer zu schätzen; bei 150 wurde aufgehört zu zählen. Insgesamt dürfte es sich auf der von mir abgegangenen ca. 50 m langen Strecke entlang der Felsbänder um wesentlich mehr als 1000 Individuen gehandelt haben. an einer Stelle saßen auf einer Fläche von ca. 25 x 25 cm 28 Raupen . Ein wirklich gregäres Verhalten wie bei den in Nestern zusammenlebenden Arten war aber natürlich nicht gegeben. Die Tiere fraßen hauptsächlich diverse Felsflechten und auf Felsen und am Boden wachsende Moose, einige auch braune, vertrocknete Pflanzenteile (oder deren Algenüberzug?)....Der scharfe Wind schien ihnen wenig auszumachen, sie saßen sehr fest und ließen sich erst bei stärkerer Störung (Kitzeln mit Grashalm) zusammengerollt fallen..."
Auch bei eigenen Beobachtungen 1988 und 1989 konnte eine große Anzahl von Raupen beobachtet werden, allerdings immer nur im Gebiet von Fläche 1. Ähnliche Biotope weiter östlich wurden nicht besiedelt. Teilweise konnten bis zu 20 Raupen auf einem Felsstück gezählt werden. Den Raupen scheint dabei das harte Futter nichts auszumachen - eine Tagesperiodik wie bei den Cryphia-Arten, um angefeuchtetes Substrat zu erhalten, konnte hiern nicht festgestellt werden; die Raupen saßen auch im größten Sonnenschein an den Steinen.
Die Raupen konnten beim Benagen verschiedener Flechtenarten beobachtet und photographiert werden; jedoch wurde auch Moos angefressen. Dies konnte auch von GRABE (1952) beobachtet werden:
"Am 31.5.1936 machte ich mit meinem Sohn eine Motorradtour zum Sauerland. Auf dem Heimweg fuhren wir einem Gewitter entgegen. Als die ersten Tropfen fielen, sahen wir bei Iserlohn abseits der Straße eine hohe Eisenbahnunterführung, in der wir Schutz fanden. Die Mauern am Ein- und Ausgang waren mit Dachmoos (Bryum) überzogen; am Boden wucherte Brennesselgebüsch. An dem Moos saßen zahlreiche Raupen, welche ich für Vanessa urticae L. hielt, die sich augenscheinlich vor dem Gewitter dorthin geflüchtet hatten. Unter Blitz und Donner hielt ich einen Vortrag über den wunderbaren Instinkt dieser Raupen, das Gewitter vorauszuahnen, nahm eine Raupe in die Hand und erkannte dann erst, daß es gar keine "Brennesselraupen" waren. Ich sammelte einige und fand auch mehrere Puppengespinste, die schon am folgenden Tage Falter von Philea irrorella CL. entließen. Da ich diese Art vorher noch nie in meinem Sammelbezirk gefunden hatte, holten wir am folgenden Sonntag noch einige Hundert Raupen, die sämtlich im Sonnenschein oder Schatten frei an der Mauer saßen, die nur mit Dachmoos bewachsen war, womit ich auch die Raupen weiterfütterte. Flechten konnte ich am Fundplatz nicht feststellen; sie kommen im Ruhrgebiet überhaupt nur spärlich vor."
Somit ist die Art nicht an Flechten gebunden sondern frißt auch Moose. In Habitaten mit Felsstücken verpuppt sich die Raupe in einem lockeren Gespinst in Felsspalten oder unter Steinen.

Beobachtung und Nachweis

Autor: Norbert Hirneisen

Die Falter können tagsüber im Lebensraum aufgescheucht werden und kommen nachts auch gerne zum Licht.
Die Raupen findet man tagsüber auf flechtenbewachsenen Steinen.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Gelber Schwarzpunkt-Flechtenbär

deu

Trockenrasen-Flechtenbärchen