Autoren dieses Artsteckbriefes: Erwin Rennwald , Stefanie Ebnicher , Jürgen Hensle , Christine Puehringer
Inachis io (Linnaeus, 1758)
Steckbrief Kurzfassung |
Das Tagpfauenauge besitzt eine rostrote Oberseite, mit einem großen, mehrfarbigen Augenfleck auf jedem Flügel. Die Vorderflügel weisen zudem noch eine Reihe weißer Punkte auf. Die Unterseite ist dunkelgrau und schwarz marmoriert. Der Falter ist in Mitteleuropa bis auf 2500m ü. NN verbreitet und häufig. Er kommt auf Blumenwiesen, Gärten, Waldsäumen und Siedlungsbereichen das ganze Jahr über vor. Die 42mm lange, schwarze Raupe besitzt zahlreiche weiße Punkte und schwarze Dornen und ist von Mitte Mai bis Mitte September zu finden. Ihre Futterpflanze ist die Große Brennnessel. |
Gesamtverbreitung |
Das Tagpfauenauge wurde in Europa in sämtlichen Ländern nachgewiesen (Karsholt & Razowski 1996). Darüber hinaus ist es durch das gemäßigte Asien bis Japan verbreitet (z.B. Higgins & Riley 1971). Im nördlichen Skandinavien fehlt das Tagpfauenauge weitgehend. Kaisila (1962) macht darauf aufmerksam, dass die Art in Südfinnland bis 1950 wahrscheinlich nur Immigrant war und sich erst in Jahren mit milden Wintern dann auch dauerhaft festsetzen konnte. Er kommt zum Schluß: „Unsere eventuell einheimische Population wird offensichtlich alljährlich durch Zuwanderer vermehrt, und alle bisherigen Funde im Binnenland sind sporadisch“. Auch in Irland und nördlichen Teilen Großbritanniens scheint es seit ca. 1930 zur Erweiterung des dauerhaft besiedelten Areals gekommen zu sein (Asher et al. 2001). Nach Asher et al. (2001) fehlt die Art im südlichen Portugal, im südlichsten Spanien, im südlichen Griechenland, und in Teilen der Türkei. |
Kurzporträt |
Das Tagpfauenauge besitzt eine rostrote Oberseite, mit einem großen, mehrfarbigen Augenfleck auf jedem Flügel. Die Vorderflügel weisen zudem noch eine Reihe weißer Punkte auf. Die Unterseite ist dunkelgrau und schwarz marmoriert. Der Falter ist in Mitteleuropa bis auf 2500m ü. NN verbreitet und häufig. Er kommt auf Blumenwiesen, Gärten, Waldsäumen und Siedlungsbereichen das ganze Jahr über vor. Die 42mm lange, schwarze Raupe besitzt zahlreiche weiße Punkte und schwarze Dornen und ist von Mitte Mai bis Mitte September zu finden. Ihre Futterpflanze ist die Große Brennnessel. |
Wanderverhalten/Arealveränderung |
Das Tagpfauenauge gilt in Europa als Binnenwanderer (Eitschberger
et al. (1991). Fest steht, dass frisch geschlüpfte Falter grundsätzlich
in den ersten Tagen erst einmal einige bis einige Dutzend Kilometer zurücklegen
und dabei den Ort ihrer Geburt verlassen (u.a. zahlreiche eigene Markierungsversuche
von E. Rennwald). Binnenwanderungen finden sicherlich nicht unbegrenzt
statt. Rennwald (1987) und Ebert & Rennwald (1991a) stellten z.B.
für Baden-Württemberg eine ziemlich scharfe Grenze für
das Auftreten der 2.Generation fest – die es bei stärkerem
Austausch der Falter zwischen Oberrheinebene und angrenzendem Schwarzwald
eigentlich nicht geben dürfte. Pullins (1986) vergleichende Zucht
von Faltern einer Population der elsässischen Oberrheinebene mit
2 Populationen aus England erbrachte ganz entsprechend große regionale
Unterschiede in der Reaktionsnorm der Raupen auf Langtag (und damit der
Ausbildung von Non-Diapause-Faltern), was zeigt, dass es hier kaum zum
Austausch kommen dürfte. Noch sind hier sehr viele Fragen offen |
Biologie |
Aktivität Raupenzeit in Mitteleuropa und ggf. darüber hinaus |
Bestimmungshilfe |
Der Falter ist absolut unverwechselbar. Seine Raupe kann mit der des Landkärtchenfalters (Araschnia levana) verwechselt werden. Jene trägt zur Unterscheidung auch auf dem Kopf zwei Dornen, die der Raupe des Tagpfauenauges fehlen. |
Literatur |
Asher, J., Warren, M., Fox, R., Harding, P., Jeffcoate, G., Jeffcoate, S. with assistance from Greatorex-Davies, N. & Roberts, E.(2001): The Millenium Atlas of Butterflies in Britain and Ireland. – Oxford (University Press). – 433 S. Bink, F.A(1992): Ecologische Atlas van de Dagvlinders van Noordwest-Europa. – Haarlem. – 512 S. Ebert, G. & Rennwald, E.(1991a): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 1. Tagfalter I. – Stuttgart (Ulmer Verlag). – 552 S. Eitschberger, U., Reinhardt, R., Steiniger, H. & Brehm, G.(1991): Wanderfalter in Europa (Lepidoptera). Zugleich Aufruf für eine internationale Zusammenarbeit an der Erforschung des Wanderphänomens bei den Insekten. – Atalanta, 22: 1-67, 16 Farbtafeln. Higgins, L.G. & Riley, N.D.(1971): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Hamburg & Berlin (Parey). – 377 S. Kaisila, J.(1962): Immigration und Expansion der Lepidopteren in Finnland in den Jahren 1869-1960. – Acta entomologica Fennica, 18: 452 S.; Helsinki. Karsholt, O. & Razowski, J.[ed.] (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist. –Stenstrup (Apollo Books). – 380 S. Mikkola, K.(1980): Bericht über die Insektenwanderungen im Jahre 1979 in Finland. – Atalanta, 11: 176-180. Pullin, A.S.(1986): Effect of photoperiod and temperature on the life-cycle of different populations of the peacock butterfly Inachis io. – Entomologia exp. appl., 41: 237-242. Rennwald, E.(1987): Jahresbericht 1985 der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderungen. Cynthia cardui (L.) und Inachis io (L.). – Atalanta, 18: 53 - 66. Scorer, A.G.(1913): The entomologist’s log-book, and dictionary of the life histories and food-plants of the British Macrolepidoptera. – London (Routledge & Sons). – VI + 374 S. |
Besondere Hinweise |
Als langlebiger Schmetterling verfügt das Tagpfauenauge über einen sehr wirksamen Schutz gegen seine Fressfeinde. Im Ruhezustand mit zusammengeklappten Flügeln sehen Vertreter dieser Art eher wie dürre Blätter aus. Bei drohender Gefahr wird bei ihnen ein Bewegungsprogramm ausgelöst, bei dem sie ihre Flügel ruckartig auseinanderklappen, dabei ein zischendes Geräusch erzeugen und ihre augenförmige Flügelzeichnung zeigen. Zoologen der Universität Stockholm haben durch vergleichende Versuche herausgefunden, dass bei dieser Abwehrstrategie von dem auf der Flügeloberseite befindlichen Augensignal die größte Abschreckungswirkung ausgeht. Sie sollen Fressfeinden ein proportional zu den Augen großes Tier vorgaukeln. |